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Grünteeblätterlesen in Peking

Die Interpretation innerchinesischer Machtkämpfe war nie eine einfache Sache gewesen, weder für Insider noch für westliche Analysten. Dies bestätigen die geradezu filmreifen Entwicklungen rund um die offensichtliche Entmachtung von Bo Xilai, dem umstrittenen KP-Chef von Chongqing, einer Region in der Volksrepublik China mit über 30 Millionen Einwohnern. Einer breiten Öffentlichkeit war er bereits hinlänglich bekannt geworden als charismatische und zugleich konträre Persönlichkeit mit einem neo-maoistischen Faible. Ihn unbedingt als einen Neo-Maoisten zu bezeichnen, wäre allerdings auch zu einfach. Was allerdings im Kontext der Absetzung von Bo passierte, verblüffte allerdings auch die gut informierte chinesische Diaspora: Nicht nur eine Quasi-Fluchtversuch seines Polizeichefs Wang Lijun in ein US-Amerikanisches Konsulat mit anschließender Umzingelung des Gebäudes durch chinesische Polizeikräfte und angeblich freiwilliger Selbstauslieferung des Delinquenten vor das berüchtigte K

Belarus und die Sache mit dem Optimismus

"Since his election in July 1994 as the country's first president, Aleksandr LUKASHENKO has steadily consolidated his power through authoritarian means. Government restrictions on freedom of speech and the press, peaceful assembly, and religion remain in place." Das schreibt die CIA einleitend zu Belarus, dem "Land mit den Lungen Europas", wie es sich selbst an der Führungsakademie der Bundeswehr präsentiert. Zum Problem des Menschenhandels schreibt die CIA u.a. "... the government did not demonstrate evidence of increasing anti-trafficking efforts; instead, it weakened victim protection efforts and prosecuted and convicted fewer trafficking offenders than in previous years;...". Nun ist die CIA sicherlich nicht eine resolute Hüterin demokratischer Werte ohne jegliche Einschränkung, aber zu Belarus kann man auch in anderen, unverdächtigeren Quellen wenig erfreuliches lesen: " Belarus ist das letzte Land in Europa und der ehemaligen Sowjetuni

Das ganze Elend reloaded...

Ach ja, man sitzt herum und führt sich wieder einmal ein Quantum Trost zu Gemüte. Jedesmal denke ich: Warum haben die mich nicht als Berater angeheuert? Warum passieren da immer wieder so simple Fehler, die nicht sein müssten? So fragt dort z. B. James Bond irgendwo in Sibirien eine verschüchterte Dame, ob sie beim kanadischen Geheimdienst arbeiten würde, was er eigentlich ohnehin schon weiss. Der Fehler? Kanada hat keinen Auslandsgeheimdienst. Ok, ich will nicht so penibel sein und den Dienst es selbst erklären lassen: "CSIS has liaison offices in some countries. Liaison officers are involved in the exchange of security intelligence information which concerns threats to the security of Canada." So stehts auf der Website. Darunter könnte vielleicht diese Dame fallen, aber im Kontext des Films ist das unwahrscheinlich. In Russland... Ach Russland...Rheinmetall wird dort ein Trainingszentrum aufbauen, dort können dann ab 2014 jedes Jahr in Mulino 30.000 Soldaten schön üben,

Prevent reloaded

Ich erwähne es gerne nochmal vorab: Die einzige Firma, die meinen Fragebogen, den ich im Rahmen meiner Dissertation zu privaten Geheimdiensten verschickt hatte, ausführlich beantwortet und umgehend zurückgeschickt hatte, war Prevent. Diese ist seit geraumer Zeit Geschichte. Jetzt gibt es RETEGO. Bereits der erste Blick auf die Website ist enttäuschend: Seit Wochen läuft dort unter dem News-Ticker eine einzige „Neuigkeit“ und die lautet: „Kurios: Wer betrogen wird, dem droht auch noch Haft…“. Man kann das anklicken und landet dann in einer Bleiwüste, die kein Mensch lesen will. Der Informationsgehalt ist irrelevant, beispielsweise heisst es dort: „Viele wissen überhaupt nicht mit wem sie ihre Geschäfte machen. Wer hat dort tatsächlich das Sagen, kommt das Unternehmen seinen Verpflichtungen nach und wer sind die wahren wirtschaftlich Berechtigten. Wichtig ist auch, welche Reputation das Unternehmen hat und ob Verbindungen zu dubiosen Personen und Organisationen bestehen.“ Aha. Oder ver

Stratfor, Anonymous und Der Spiegel

Lustig: Auf Spiegel Online steht ein kurzer Artikel zum Hack der Beratungsfirma Stratfor durch Anonymous. Der Spiegel bejammert dort unter anderem: "Per Twitter veröffentlichte Anonymous einen Link, der nach ihrer Darstellung die Kundenliste anzeigt - dazu zählen laut AP das US-Militär, das Polizeidezernat in Miami, Banken, Medienunternehmen wie MSNBC... (blabla)" (Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,805779,00.html, 26.12.2011). Sicher ist es nur ein Versehen, aber auf dieser Liste von Stratfor steht unter Nummer 964 "Company: DER SPIEGEL". Jetzt weiss ich also, woher Der Spiegel immer seine spannenden Geheimdienst-Infos her bekommt. Schade, ich dachte, das würden die selbst recherchieren... *lach*

Greenpeace vs EDF usw.

Etwas verspätet ist mir vor einigen Tagen die Entwicklung im Verfahren Greenpeace gegen EDF aufgefallen. Dazu kann man beispielsweise hier http://www.theregister.co.uk/2011/11/11/edf_fined_for_greenpeace_hack/ oder hier http://www.greenpeace.org.uk/blog/climate/edf-found-guilty-spying-greenpeace-20111110 ein paar Sachen nachlesen. Die Details in diesem Fall sind hochinteressant und die Vita der Beteiligten ist in jedem Fall eine Recherche wert! Ich weise bescheiden darauf hin, dass ich bereits 2009 bei einer Veranstaltung des Chaos Computer Club in Köln auch diesen Fall lang und vor allem breit vorgestellt und eine nun eingetretene Entwicklung prognostiziert hatte. Siehe u.a. hier: http://events.ccc.de/sigint/2009/Fahrplan/events/3168.en.html Dazu hatte ich eine erste Übersicht dem Publikum vorgestellt und die diversen Verbindungen zwischen den Akteuren (Personen und Firmen) aufgezeigt. Eine Visualisierung dieser Netzwerke erweist sich immer wieder als nützlich und