Direkt zum Hauptbereich

Sind wir Papst?

Was hat es eigentlich mit mir zu tun, wenn der Papst kommt und warum muss ich deswegen meinen Alltag umkrempeln? Es ist eigentlich ein Unding, von einer Trennung von Staat und Kirche zu sprechen und dann diesem Vertreter einer kleinen Monarchie namens Vatikan hier in Berlin derartige Sonderbehandlung einzuräumen! 

An der Mensa Nord darf ich beispielsweise morgen mein Fahrrad nicht anschliessen:
Da steht das hier:
Und sollte ich vorhaben, in der benachbarten Bibliothek zu lernen, dann muss ich mich auch hier einschränken lassen:

Schliesslich ermahnt mich die Polizei - unter bzw. über dem Motto "Wo Gott ist, da ist Zukunft" - daran zu denken, dass der Papst und Frau Merkel beabsichtigen, jene Strasse entlang zu fahren, wo sonst tausende anderer Menschen ihrem Alltag nachzugehen pflegen.
Und schliesslich und letztendlich werde ich an andere Zeiten erinnert. Denn: Es gibt in dieser Strasse noch ein paar Häuser, an denen Vorrichtungen zu sehen sind, wo in der "guten, alten Zeit" Winkelemente befestigt werden konnten. Unmissverständlich droht es mir also im letzten Absatz entgegen:
Mittlerweile sind dort auf der ganzen Strecke Kanaldeckel präpariert und Gitter aufgestellt worden und überall steht Polizei. Zwei Polizisten fragten ich und ein Freund, ob denn die Mensa dann geschlossen sei oder nicht und ob der Papst diese Strasse entlang fahren würde. Beide Polizisten blickten uns durch ihre Sonnenbrillen an und schüttelten eine ganze Weile den Kopf, ohne ein einziges Wort zu sagen. Erst auf  meine Rückfrage hin erhielt ich die Auskunft: "Ich weiss von nichts!" Dann wieder Schweigen und Starren.

Verwundert es da, dass ich mich als Bürger darüber aufrege, daß vermutlich Millionen für diesen Besuch herausgeworfen werden? Ich empfehle daher, einen sogenannten großen Exorzismus durchzuführen und diesen in Richtung Papst auszusprechen. Außerdem bin ich stinksauer, dass ich hier meinen schönen Blog mit diesem erzreaktionären Menschen aus Rom verstopfe.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Turkish intelligence agencies in troubled times

The Turkish intelligence agencies have various interesting cover organisations and offices in Europe from which they operate. Sometimes these are lobby firms, cultural and language associations, but also think tanks and supposed research institutions. Sometimes they can simply be commercial companies that serve as a cover. In addition, there is a large reservoir of reliable contacts in the diaspora that are always available.  In doing so, the Turkish government is following a successful tactic that has been observed for some time in other states - both enemy and friendly: The structural and geographical outsourcing of intelligence resources and capacities in order to operate effectively from there, i.e. another location. This not only involves outsourcing to non-state actors , but also the relocation of employees of a state intelligence service. This takes them out of the public or media spotlight. In addition - and this applies to Turkey in particular - individual representatives ...

Spionageziel Berlin

"Am Ende einigten die Alliierten sich darauf, uneinig zu bleiben."  Nein: Das ist nicht das Schlusswort von Olaf Scholz nach der Ukraine Konferenz in der Schweiz, die in paar Tagen stattfinden wird. Könnte allerdings passen. Es ist ein Zitat aus dem sehr lesenswerten Buch " In  geheimer Mission . Als Sonderbeauftragter Roosevelts bei Churchill u.  Stalin  1941 - 1946" von William Averell Harriman  und bezieht sich auf die Konferenz 1945 in Jalta.  Auch heute ist dieses Buch lesenswert, denn es zeigt, wie gravierend das  Zögern und Zaudern auf der einen Seite sich auswirken kann - zum Vorteil der anderen Seite, damals Stalin. Das, was einige Politiker wie Churchill damals ahnten - nämlich dass sich Stalin mittelfristig um keine Abmachungen scheren wird - und was viele der Westalliierten aufgrund kurzfristiger Interessen ignorierten, lässt sich auch heute beobachten: Wie positioniert sich der Westen gegenüber Staaten wie Russland oder China? Wie selbstb...

"We didn't know anything about it" - China's espionage in Europe

I read in Intelligence Online that France has apparently now definitely refused a visa to a Chinese researcher. He wanted to take part in a seminar on Tibet that was being held in Paris. Reason: This researcher works at the China Institutes of Contemporary International Relations (CICIR). Intelligence Online summarises the reasons for this very comprehensibly: „The CICIR is one of Beijing's oldest and most influential institutes for international research studies, which reports directly to the Ministry of State Security (MSS or Guoanbu)and is supervised by the Central Committee of the Chinese Communist Party (CCP).“ In a Wikipedia entry it is formulated even more viciously and clearly:  "The China Institutes of Contemporary International Relations […] is the cover identity of the 11th Bureau of the Chinese Ministry of State Security (MSS). It is a set of research institutes used as a front to influence foreign diplomats and academics and collect intelligence. Located in Bei...