Direkt zum Hauptbereich

Civil Disturbance

Es ist irgendwie lustig und erkenntnisreich, die verschiedenen Anleitungen sowohl zur Aufstandsbekämpfung als auch zum Widerstand gegen fremde Besatzer zu lesen und zu vergleichen. Insgesamt kann man festhalten: Es gibt keine oder nur kaum qualitative Unterschiede - lernen kann man aus beiden Kategorien, je nach Geschmack.

Ich blättere derzeit in einem U.S. Army FM herum (3-19.15), Titel: "Civil Disturbance Operations". Stammt aus dem Jahre 2005. Am spaßigsten finde ich eine Einschätzung, die ich als Beleg für das unverdrossene Sendungsbewusstsein der USA interpretiere: "Today, United States (US) forces are deployed on peacekeeping, peace enforcement, and humanitarian assistance operations worldwide. During these operations, US forces are often faced with unruly and violent crowds intent on disrupting peace and the ability of US forces to maintain peace." Logisch: Alle Personen, die sich gegen eine Besatzung durch die USA zur Wehr setzen, sind böse.

In anderen historischen Kontexten wird das auch anders gesehen: "Was ist also zu tun, wenn der Feind im Lande ist? Was ist zu tun angesichts der Gewissheit, dass Not und Tod jede Mitbürgerin und jeden Mitbürger bedrohen, ungeachtet dessen, ob sie sich passiv oder aktiv verhalten wollen? Wir meinen, dass es besser ist, sich bis zum äussersten zu wehren! Wir meinen, dass jede [...] und jeder [...] Widerstand leisten muss! Wir meinen, dass der Feind im eroberten Gebiet sich keine Minute ruhig fühlen darf. Dass wir ihm schaden, ihn bekämpfen müssen, wo und wie sich dazu Gelegenheit bietet!" Das ist aus einem Buch, dessen Titel  und Autor ich hier nicht nennen möchte, denn es ist in Deutschland - soweit  ich informiert bin - weiterhin verboten. Mir ist die Rechtslage nicht ganz klar und daher lass ich es lieber ganz bleiben. Jedenfalls: In dem Buch geht es um die Besatzung durch den Ostblock.

Die Welt ist halt schlecht und verlogen. Man ändert die Sichtweise, den Standpunkt und schon ist der ehemals Gute zum Bösen geworden oder umgekehrt. Das ganze Gequatsche, was von Freiheitskampf usw. fabuliert, ist rein politisch. Der Mensch, um den es eigentlich gehen sollte, steht da völlig im Hintergrund. Im übrigen kann man den gleichen Quark in islamistisch oder neonazistisch orientierten Handbüchern lesen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mateusz Piskorski etc.

Ich las im Qualitätsmedium T-Online vor ein paar Tagen über Mateusz Piskorski. Dieser sei in in Polen inhaftiert „wegen Spionage für russische und chinesische Geheimdienste an – er pflegt auch enge Kontakte zu deutschen Politikern“. T-Online habe auch kürzlich „ enthüllt“, dass Piskorski kurz vor seiner Verhaftung „einen Verein mit mehrerenAfD-Politikern in Berlin“ gegründet habe… Ziel des Vereins war es, sogenannte "Wahlbeobachtungsmissionen" in völkerrechtlich umstrittene, aber kremltreue Separatistengebiete zu organisieren und damit russische Außenpolitik zu legitimieren.“ Über diese Berichterstattung kann ich nur müde lächeln: Was hier als tolle Story verkauft wird, ist jedem, der sich ernsthaft und nicht nur je nach politischem Windchen damit beschäftigt, in den meisten Details längst bekannt. Natürlich bedarf es einer gewissen Intensität und Tiefe, was die Recherchen dazu angeht, aber möglicherweise haben die dafür zuständigen Leute etwas verschlafen oder das...

Die Russen mal wieder

Man fühlt sich schon beinahe in die Zeiten des Kalten Krieges, beispielsweise die McCarthy Ära versetzt: Überall russische Spione! Ich will allerdings nicht die Bedrohung herunterspielen und es trifft auch meiner Einschätzung nach zu, dass sich Russland seit einiger Zeit besonders bemüht. Die Frage ist allerdings, wie dies geschieht und wie die Russen heutzutage vorgehen. Im Falle der beiden am 17. April 2024 verhafteten potenziellen Saboteure war die Planung - sollte es denn eine solche gegeben haben - eher dürftig!  Die sich häufenden Misserfolge der russischen Geheimdienste in den letzten Jahren haben verschiedene Ursachen. Ich möchte hier nur zwei Aspekte hervorheben: Das  massive, koordinierte Vorgehens des Westens - massenhafte Ausweisung von Personal und Schließung oder intensivere Beobachtung offizieller Adressen -  haben dazu geführt, dass professionelle Operationen vor Ort schwieriger sind. Für die Rekrutierung geeigneter Leute fehlt häufig das qualifizierte P...

Spione für China...

 ...wie sie am heutigen Tage in Deutschland  und auch in Großbritannien   festgenommen worden sind, wird es viel mehr geben. Es stellt ein Problem dar, diese Personen überhaupt identifizieren zu können. Dies wird bei den verhafteten Deutschen und ihrer im Visier stehenden Firma deutlich: Klein, unauffällig und ohne pompöses Marketing - aber mit für China interessanten Produkten im Portfolio. Auch die angeblichen Firmenbüros - neben Deutschland auch in UK und in China - entsprechen dem Gesagten: Die chinesische Anschrift mag für deutsche Kunden grandios klingen, hat aber in China ein eher bescheidenes Profil.  Mit solchen Methoden arbeiten die chinesischen Geheimdienste immer wieder: Sie locken deutsche Partner oder jene, die es glauben zu sein, mit vermeintlich schicken und seriös klingenden Adressen irgendwo in bekannten chinesischen Städten, an angeblichen Laboratorien von Universitäten usw. und vermitteln ihnen damit ein Gefühl von mindestens Anerkennung und ...