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Der kirgisische Geheimdienst

... hatte sich vor ein paar Monaten beschwert, daß in seinem Land böse Menschen unerlaubt lauschen und wühlen, neben Russland natürlich auch die USA. Angeblich sollen ausländische Geheimdienste auch Politiker des Lande geschmiert haben. Nun gut, das ist das Spiel und es hat auch niemanden weiter gestört, dass sich die Kirgisen beschweren. In früheren Zeiten gab es einige Treffen mit US-Offiziellen, das lässt sich auch schön anhand der afghanischen Kriegstagebücher, über deren Veröffentlichung sich das Pentagon immer noch so aufregt, nachvollziehen. Damals ging es um benötigte Flugbasen. Aber was solls, die damaligen Gesprächspartner aus Kirgisistan sitzen heute ohnehin teilweise hinter Gittern.

Jetzt aber beginnt in diesem Land eine neue Zeitrechnung bzw. Ordnung: Es wird aufgeräumt! Zum einen sind über 50 höhergestellte Mitarbeiter des Geheimdienstes rausgeworfen worden – wegen Diskreditierung übergeordneter Stellen (das kommt in den besten Familien vor) und natürlich Inkompetenz (so etwas wird dann häufig hinterhergeschoben: 1. ärgert man sich über Kritik und 2. stellt man nachträglich vorsichtshalber die Inkompetenz fest – ein unschlagbares Argument für die Entfernung missliebiger Mitarbeiter). Dazu kommen noch andere Maßnahmen, die u.a. die Reorganisation und Integration militärischer Spezialeinheiten umfassen. Einzelne Aufgaben von nunmehr aufgelösten Bereichen werden nun von der neunten Abteilung des GSNB (so nennt sich die dortige Firma, abgekürzt) übernommen. Dazu kommen nicht nur neue Räumlichkeiten und Gebäude, sondern auch neue Aufgabenbereiche, z.B. eine Abteilung für spezifische kriminalistische Fragen sowie eine Abteilung, die sich mit der Abwehr von Wirtschaftsspionage beschäftigen soll. Die Kirgisen sollten sich lieber mit der Abwehr von Korruption befassen, denn dort tummeln sie sich – zumindest nach der Tabelle aus dem Jahre 2009 von Transparency International – schon gefährlich dicht bei Somalia. Und denen wird ja demnächst der Luftraum und alles weitere abgesperrt, bis sie wieder vernünftig geworden sind.

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