Ich möchte meinen neuen Artikel in der NZZ (http://www.nzz.ch/meinung/uebersicht/der-grosse-bluff-1.18051420) noch durch ein paar Zeilen ergänzen:
Ich deute in dem Text ja an, dass man sich verstärkter nicht nur mit der Psychologie der Massen, sondern auch der Eliten befassen sollte, um die gegenwärtige Situation mit all ihren Provokationen und gegenseitigen Anschuldigungen besser verstehen und einschätzen zu können. Dabei sollte man nicht nur die Eliten im Lande, sondern auch ausserhalb, also die internationale Community der Nordkoreaner betrachten. Es geht nicht ausschliesslich um dunkle Abgründe in ihren Seelen, sondern um die Beweggründe von Menschen aus einem Kulturkreis, der sehr stolz ist und sich ungerne etwas vorschreiben lässt, zugleich aber in einer ganz bestimmten Form der Hierarchie aufgewachsen ist.
Ich verweise daher gerne nochmal auf ein Buch, was ich höchst faszinierend fand: The Psychological Assessment Of Political Leaders. Ich fand das Buch zufällig in einer Buchhandlung nah der amerikanischen Universität in Kairo - in einer Neuauflage sollte unbedingt die dortige Muslimbruderschaft untersucht werden.
Der Autor ist ein alter, gewiefter CIA-Psychologe namens Jerrold M. Post. Er beschrieb die massive Paranoia des Vaters von Kim Jong Un, „out
of touch with reality“. Insofern ist der jetzige Herrscher in Nordkorea noch ein
ungezogenes Kind, dem man manche Angeberei übersehen sollte, um ihn vom
Zertrampeln der zarten Reformpflanzen abzuhalten.
Übrigens musste ich leider feststellen, dass Post so gut als Psychologe ist, dass er selbst nach heftigen Gelagen an einer Hotelbar in Den Haag nicht bereit war, seine Rolle in gewissen Operationen preiszugeben. Vielmehr hatte er umgehend meine Absicht durchschaut - Künstlerpech...
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