... das ist auch so eine Sache: Nun sah ich gerade ein kurzes Video auf der Website, die ich aufgrund ihrer zahlreichen inhaltlichen Fehler eigentlich nur noch selten besuche, nämlich Spiegel Online. Heute wagte ich es - und prompt erlebe ich wieder eine Geschichte, die schlichtweg falsch ist, nicht stimmt, nicht ordentlich recherchiert wurde, ja: einfach nur sensationslüsternd in die Welt geblasen wurde.
Genug der Beschimpfung. Um was geht es?
Als "exklusives Wirecard-Video" wird ein Video präsentiert, hier ein Screenshot:
(Ja: Copyright und sonstige Rechte liegen selbstverständlich beim Spiegel und nicht bei mir. Ich habe dennoch vorsichtshalber eine Kopie des Videos für wissenschaftliche, dokumentarische Zwecke angefertigt).
Nun behauptet da eine Stimme aus dem Off ab 00:20, unterlegt mit einem leicht weihevollen Tremolo (ich zitiere):
Darin zu sehen sind die einzigen Bewegtbilder von dem mutmaßlichen Wirecard Milliardenbetrüger Jan Marsalek, die bislang an die Öffentlichkeit gelangt sind.
Nicht nur das halbwegs holprige Deutsch stört mich, nein: Auch die zitierte Behauptung, die zusätzlich in der Url des Beitrages wiederholt wird ("jan-marsalek-erstmals-in-bewegtbild") ist schlichtweg falsch.
Hier ein kleines Beispiel für meinen Vorwurf:
Und hier ein weiteres kleines Beispiel:
Auch hier gilt: Das Copyright für diese Auszüge, die aus einem längeren Video stammen, liegt nicht bei mir, sondern vermutlich bei einer der Firmen, die mit Wirecard in den Abgrund gerauscht sind. Das Video ist für jeden, der halbwegs gründlich recherchiert, zu finden und es wurde bereits vor mir von anderen Neugierigen gefunden.
Der Umstand, dass aber so munter Unfug zu Wirecard verbreitet wird, ist bedauerlich, aber gut für die Leute, die mit dem Netzwerk verstrickt sind. Und da in dieser Causa so einiges bisher übersehen wurde - ich denke in erster Linie an ganz klar politische Bezüge, sowohl in Österreich als auch in Deutschland - wird man wohl noch länger auf wirklich tiefgehende Analysen warten müssen.
Und ein Hinweis für die Claqueure aus den üblichen Niederungen der Gesellschaft: Nein, die diversen inhaltlichen Fehler bei Spiegel Online sind nicht die gewünschte Folge heimlicher Absprachen der eigentlichen, aber streng geheimen Besitzer des Spiegels und ihrer Kinderblut trinkenden Mitverschwörer! Da gibt es andere Punkte wie: Reduktion der Schuljahre, Hausmeister als Lehrer, Abschaffung des Diploms, Ökonomisierung diverser Studiengänge, die Etablierung des Buches als musealen Hintergrund für öde Video-Chats sowie der Irrglaube: MacBook und Kaffee aus Pappbechern + ein wenig hippes data scraping ersetzen Lesen, Lernen, Zuhören... Usw..
Übrigens: Sollte mir Spiegel Online ein Jahres-Abo der Neuen Zürcher Zeitung bezahlen, würde ich die Quelle dieser "einmaligen Bewegtbilder" preisgeben. Manchmal liegt eine wahre Story nur ein paar Klicks entfernt...
Kommentare
Kommentar veröffentlichen