Am 29. Januar 2024 hatte die sogenannte Letzte Generation (LG) einen Wechsel ihrer bisherigen Strategie angekündigt. Statt sich auf den Straßen festzukleben, würde die neue, hauptsächliche Form des Protestes die "ungehorsame Versammlung" darstellen. Und zwar dort, wo man nicht ignoriert werden könne. Bedenkt man, dass die Blockade einer Straße in Deutschland vermutlich mehr Aufmerksamkeit und Zorn erregt, als die Explosion einer Bombe, ergibt sich die Frage: Inwiefern soll diese neue Strategie eine Steigerung der Aufmerksamkeit erreichen?
Auch die ergänzenden Aktionen, die nun angekündigt worden sind, klingen nicht nach Entspannung: Direkte und persönliche Konfrontation "der Verantwortlichen" sowie das "Aufsuchen" von "Orten der fossilen Zerstörung". Dankenswerterweise nennt die LG dazu Öl-Pipelines, Flughäfen oder das Betriebsgelände von RWE als Beispiele aus der Vergangenheit.
Diese neue Strategie sollte sowohl für "verantwortliche Personen", in Frage kommende Firmen und Infrastrukturen, aber auch Ermittlungsbehörden genauer betrachtet und beachtet werden. Aus den Ankündigungen der LG ergeben sich ganz konkrete Schlussfolgerungen für die Betroffenen. Es verlangt nicht nur eine Überarbeitung des physischen Schutz bestimmter Einrichtungen. Die in Frage kommende Industrie sollte sich noch mehr darüber klar werden, dass betriebliche Counterintelligence nicht nur den bösen Spion aus China betrifft. Es geht auch um entsprechende Maßnahmen, um über Strukturen, Planungen und Taktiken des Gegners - dem bösen Klimakleber - rechtzeitig im Bilde zu sein.
In der letzten Zeit habe ich die auf öffentlich zugänglichen Quellen basierende Erfassung radikaler Umweltaktivisten weiter fortgesetzt. Zusätzlich habe ich mir die Entwicklung der Aktivitäten der derzeit (01. Februar 2024) von mir erfassten 254 Personen sowie der Organisationen, in denen sie aktiv sind, angeschaut und mit früheren Zeitabschnitten verglichen. Dabei erkenne ich einige Details, welche für den oben genannten Kreis der Betroffenen Anlass zur Sorge geben sollte.
Von den ca. 20 % identifiziere ich ca. 10 %, die eine darüber hinausgehende Radikalität zeigen. Diese zeigt sich in einzelnen öffentlichen Aktionen und dem graduellen Unterschied hinsichtlich der Bereitschaft, aggressiv und destruktiv aufzutreten - oder eben nicht. Es zeigt sich weiterhin in den entsprechenden Formulierungen oder Statements, die als Texte oder Videos in sozialen Medien vorliegen. Zusätzlich - und das ist für bestimmte Bereiche der ins Visier genommenen Industrie von besonderer Relevanz - betreiben diese ca. 10 % eine Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene mit Organisationen, die zum Teil von Sicherheitsbehörden aufgrund ihrer Militanz beobachtet und in öffentlichen Berichten auch genannt werden.
Von diesen ca. 10 % sind nach meinen Recherchen ca. 5 % entweder langjährig oder neuerdings in bekannten linksradikalen oder linksmilitanten Strukturen mehr oder weniger aktiv. Man kann entweder in Äußerungen der Vergangenheit, aber auch in aktuellen Statements diverse Belege dieser Radikalität finden. Man muss nur wissen, wo man suchen muss, denn in den offiziellen Pressemitteilungen beispielsweise der LG findet man kaum Hinweise zum beispielsweise "antikolonialen" Kampf "mit allen Mitteln" oder der "Repression von Bullen und Kapital im Interesse der Fossilindustrie" usw.
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