Sonntag, 15. Mai 2011

Harare, China und der Dalai Lama

Wenn die Chinesen aus ihrer Botschaft in Harare ca. 90 km nördlich fahren, dann gelangen sie an einen Ort, in dessen Sand sie angeblich viele Millionen nicht unbedingt versenken, sondern vielmehr nutzbringend investieren werden, um aus der ursprünglichen Robert Mugabe Geheimdienstschule ein voll ausgestattetes Zentrum zur Schulung in allen Geheimdienstdisziplinen zu machen. Und das wird nicht nur HUMINT sein. Wenn man dem Verteidigungsminister Mnangagwa glauben darf, dann wird es dort jede Menge chinesischer Lehrerinnen und Lehrer geben. Das ist doch eine gute Gelegenheit, einen schlichten Studenten einzuschleusen, um mal einen Blick auf Praxis und Theorie werfen zu können. Das wird aber wohl noch eine Weile dauern. Grundsteinlegung war 2007, wenn ich mich nicht täusche. Und erst in ca. drei Jahren soll das ganze Projekt eröffnet werden. Das wäre also 2014. Und bis dahin wird noch einiges passieren, auch in Simbabwe. Vielleicht gibt es plötzlich kein Interesse mehr an Diamanten oder Chrom...

Und Ogyen Trinley Dorje? Ist er nun ein Spion der Chinesen? Meiner Meinung zeigt diese sogenannte Affäre, wie effektiv gezielte Kampagnen sein können. Alles, was sich im Dunstkreis Tibets abspielt, ist interessant für die chinesischen Geheimdienste und alles im Umfeld der Religion interessiert sowohl China als auch Indien. Spannend wäre hier eine Analyse des Sicherheitsdienstes des Dalai Lama, seine personellen und technischen Möglichkeiten, seine Verbindungen zu anderen Geheimdiensten usw. Und im Kontext wäre zu fragen: Was macht der Tongyi Zhanxian Gongzhuobu in Europa bzw. in Deutschland? „Mr. Sita“, wie es manchmal so nett formuliert wird, ist doch sicherlich noch aktiv. Und auch die Inder werden sich sowohl die Tibetaner in Deutschland als auch die hiesigen chinesischen Operationen gegen sie genau betrachten.

Secopex usw.

Secopex,
Es sieht so aus, als wäre in Libyen Pierre Marziali getötet worden. Interessante Geschichte, insgesamt betrachtet. Ich kann nur über die Gründe spekulieren, aus denen er sich dort aufgehalten hat. Vielleicht muss demnächst wieder ein Sprecher der französischen Regierung vor die Kamera treten.

Marziali war der Gründer der französischen Sicherheitsfirma Secopex, in der sich angeblich auch Absolventen französischer Eliteunis tummeln sollen.. Allerdings war auch David Hornus daran beteiligt. Und der wiederum führt zu RisksGroup, der von Franzosen gerne im Irak beauftragten Sicherheitsfirma. Und von RisksGroup geht es gleich weiter zu Marc Garibaldi und EHC. Und so könnte ich mal wieder ein weiteres Netzwerk malen, um diese verwobene Branche privater Sicherheitsfirmen und Geheimdienste zu illustrieren... Zu Secopex hatte Roger Middleton schon 2008 geschrieben: „This French private security firm signed an agreement in May 2008 with TFG President Abdullahi Yusuf to provide maritime security for Somalia and a bodyguard for the president. The TFG insists that the deal will be paid for by the international community, but so far the $50–200 million needed has not been forthcoming.” (Piracy in Somalia. Threatening global trade, feeding local wars). Wenn sich das mit der Zahlungsmoral also nicht grundlegend geändert haben sollte, war dann Marziali eventuell auf der Suche nach Kunden, die aufgrund aktueller Existenzsorgen zuverlässiger, schneller und besser zahlen? Zumindest die Rebellen in Libyen sollen angeblich davon ausgehen, dass Secopex keineswegs in Sachen humanitäre Hilfe unterwegs war.

Ach ja, und Jellyfish... auch eine neue Firma am Himmel der private intelligence structures (PIS). Blackwater lässt grüssen. Jede Menge ehemaliger Staatsdiener sind bei Jellyfish wiederzufinden. Es lohnt sich kaum, etwas dazu zu schreiben. Vielleicht erst dann, wenn sich wieder ein kleiner Skandal auftut.