Randrianirina wurde 1974 in Sevohipoty geboren, einem kleinen Dorf in der Androy-Region im Süden Madagaskars. Details zu seinem familiären Hintergrund, wie Eltern oder Geschwister, sind nicht öffentlich bekannt. Er hatte eine militärische Laufbahn eingeschlagen, sehr wahrscheinlich in der madagassischen Armee oder im Rahmen spezieller Ausbildungsprogramme. Er ist Mitglied der Malagasy Lutheran Church.
Randrianirina diente in der Infanterie (vermutlich als Bataillonskommandeur in Toliara), arbeitete dann von 2016 bis 2018 als Gouverneur in der Zivilverwaltung der Region Androy und kam ca. 2022 in die CAPSAT Führung. Ende 2023 wurde er wegen mutmaßlicher Anstiftung zur Meuterei festgenommen und Anfang 2024 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Im Anschluss kehrte er in den Dienst zurück.
CAPSAT (Corps des personnels et des services administratifs et techniques) wird oft als militärische Spezialeinheit bezeichnet, jedoch ist dies angesichts der dürftigen Informationslage unwahrscheinlich. Man kann eher von einer Struktur innerhalb des Militärs sprechen, die für technische und personelle Unterstützung zuständig ist. Insofern hat sie eine wichtige Funktion, von der besonders der logistische Bereich des Militärs betroffen ist.
Unter geheimdienstlichen Gesichtspunkten ist das administrative Umfeld von Randrianirina von Interesse. Das bisher vorliegende rudimentäre Organigramm zur Regierungsstruktur wurde spätestens nach der Machtergreifung von der offiziellen Website entfernt und liegt derzeit nur als archivierte Version vor.
Wichtig ist die Machtbasis, auf die sich Randrianirina berufen kann. Unter anderem kann er über sein Netzwerk in CAPSAT Unterstützung mobilisieren. Sein unmittelbares Umfeld umfasst den Central Intelligence Service (CIS) und das Secrétariat Permanent à la Défense et à la Sécurité Nationale (SPDSN). Sofern diese Sicherheitsapparate nicht aufgelöst werden, muss sich Randrianirina mit ihnen arrangieren.
Deutsche Interessen bestehen besonders auf zwei Ebenen:
- Madagaskar ist ein wichtiger Lieferant natürlichen Graphits, es gibt erste kommerzielle Lieferungen nach Deutschland, siehe die Vereinbarung zwischen NextSources und Thyssen Krupp Materials Trading GmbH. Sollte es zu einer Neuordnung von Lizenzen, Exportregelungen oder der Hafenlogistik kommen – was bei politischen Umbrüchen durchaus der Fall sein kann - so könnte sich das auf deutsche und europäische Lieferketten auswirken.
- Im Rahmen von EU NAVFOR ATLANTA – das derzeitige Mandat läuft bis Februar 2027 - ist Deutschland in Operationen zur Gewährleitung maritimer Sicherheit involviert. Das betrifft auch den Kanal von Mosambik. Politische Instabilität in Madagaskar würde daher eine Variable sein, auf die sich auch Deutschlands maritimes Engagement einstellen müsste.
Neben diesen Aspekten sind eventuelle Verbindungen des neuen Machthabers zu China, Russland, Iran oder der Türkei von Relevanz. Es existieren länderbezogene Kontexte, die das Umfeld strukturieren. Russland-affine Netzwerke versuchten bereits 2018, den Wahlprozess in Madagaskar zu beeinflussen. China ist ein bedeutender Handelspartner und Abnehmer von Rohstoffen (Graphit). 2025 wurde ein neuer iranischer Botschafter für Madagaskar ernannt. Man muss davon ausgehen, dass Randrianirina die Beziehungen zum Iran neu gestalten wird: 2025 wurde mit dem illegalen Transfer von fünf – über 20 Jahre alten – Boeing 777-200 Flugzeugen aus Madagaskar in den Iran die Reputation des Landes beschädigt. Eine erneute Verwicklung in derart massive Sanktionsverletzungen würde sich nachteilig auf seine Position auswirken.
Für die Arbeit des BND ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen, bezogen auf einen Zeitraum von sechs – zwölf Monaten:
Monitoring Sanktionen: Betrifft insbesondere Finanzsektor, weiterhin Red Flags
Tracking externer Einflussnahme: Indikatoren für russische Beraternetzwerke (siehe Erfahrungswerte für 2018), chinesische Finanzierungs‑ und Abnahmehebel, iranische Kontakte (Sanktionsumgehung)
Sicherheitsarchitektur: Machtbalance innerhalb der Streitkräfte, Einfluss CAPSAT, Neustrukturierung Geheimdienste
Maritimes Lagebild: Vorfälle im Mosambik‑Kanal (Piraterie/Schmuggel), EU‑Einsätze und Handelsrouten
Politische Risiken: Region, weiteres Umfeld: Szenarien entwickeln für unterschiedliche Reaktionen der Afrikanischen Union (Anerkennung, Konditionen)