Direkt zum Hauptbereich

Narus in Ägypten und Deutschland

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben...Ich komme offensichtlich zu spät, denn meine Dissertation zum Thema "Private Geheimdienste" liegt noch beim Verlag und erscheint erst in ein paar Wochen. Ich behandele dort als ein Fallbeispiel die Firma Narus - was lustigerweise ein altmarxistischer Professor am OSI in Berlin mir gegenüber als "Unthema" und "überflüssige Scheisse" bezeichnet hatte. Im Rahmen meiner Recherchen habe ich lustige Sachen erlebt, u.a. massiven Druck seitens der dortigen Geschäftsführung, doch bitte freundlicherweise meine Arbeit vorab Narus zukommen zu lassen. Absurd. Witzig waren auch die Versuche bestimmter israelischer Stellen, die Recherche irgendwie ins Leere laufen zu lassen - Narus hat einen israelischen Hintergrund...

Timothy Karr hat zu Narus einen netten Artikel geschrieben. Dabei geht es um die Rolle von Narus bei der Überwachung der ägyptischen Aufständigen, was gerade jetzt aktuell ist:

http://www.huffingtonpost.com/timothy-karr/one-us-corporations-role-_b_815281.html

Zu Narus steht da u.a.: "The companies that profit from sales of this technology need to be held to a higher standard. One in particular is an American firm, Narus of Sunnyvale, Calif., which has sold Telecom Egypt "real-time traffic intelligence" equipment..."


Übrigens wird oder wurde die Technologie von Narus auch von der der deutschen Firma T-Online eingesetzt. Auf meine mehrfachen Anfragen hat T-Online so reagiert, wie es sich für einen muffigen, ehemaligen Beamtenkonzern gehört: Ignorieren und aussitzen. Weil mich das aber ärgert, habe ich diesen Fall nun in meiner Dissertation verewigt.

Überhaupt stellen sich deutsche Firmen, die womöglich Überwachungstechnologie an Diktaturen geliefert haben oder immer noch liefern, stur. Das ist dumm, denn früher oder später kommt das raus.Ich habe meine Recherchen dazu noch nicht beendet, aber deutsche Technik kommt oder kam auch in Nordkorea zum Einsatz. Dazu später.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mateusz Piskorski etc.

Ich las im Qualitätsmedium T-Online vor ein paar Tagen über Mateusz Piskorski. Dieser sei in in Polen inhaftiert „wegen Spionage für russische und chinesische Geheimdienste an – er pflegt auch enge Kontakte zu deutschen Politikern“. T-Online habe auch kürzlich „ enthüllt“, dass Piskorski kurz vor seiner Verhaftung „einen Verein mit mehrerenAfD-Politikern in Berlin“ gegründet habe… Ziel des Vereins war es, sogenannte "Wahlbeobachtungsmissionen" in völkerrechtlich umstrittene, aber kremltreue Separatistengebiete zu organisieren und damit russische Außenpolitik zu legitimieren.“ Über diese Berichterstattung kann ich nur müde lächeln: Was hier als tolle Story verkauft wird, ist jedem, der sich ernsthaft und nicht nur je nach politischem Windchen damit beschäftigt, in den meisten Details längst bekannt. Natürlich bedarf es einer gewissen Intensität und Tiefe, was die Recherchen dazu angeht, aber möglicherweise haben die dafür zuständigen Leute etwas verschlafen oder das

Die Russen mal wieder

Man fühlt sich schon beinahe in die Zeiten des Kalten Krieges, beispielsweise die McCarthy Ära versetzt: Überall russische Spione! Ich will allerdings nicht die Bedrohung herunterspielen und es trifft auch meiner Einschätzung nach zu, dass sich Russland seit einiger Zeit besonders bemüht. Die Frage ist allerdings, wie dies geschieht und wie die Russen heutzutage vorgehen. Im Falle der beiden am 17. April 2024 verhafteten potenziellen Saboteure war die Planung - sollte es denn eine solche gegeben haben - eher dürftig!  Die sich häufenden Misserfolge der russischen Geheimdienste in den letzten Jahren haben verschiedene Ursachen. Ich möchte hier nur zwei Aspekte hervorheben: Das  massive, koordinierte Vorgehens des Westens - massenhafte Ausweisung von Personal und Schließung oder intensivere Beobachtung offizieller Adressen -  haben dazu geführt, dass professionelle Operationen vor Ort schwieriger sind. Für die Rekrutierung geeigneter Leute fehlt häufig das qualifizierte Personal. Für l

Morgado didn't make it - China in Brussels

Why is there such a fuss about the leaking of the planned meeting between José Casimiro Morgado - director of the EU Intelligence and Situation Centre (INTCEN) - and colleagues from the Taiwanese intelligence service? One can only smile at the hectic chatter about this. On the one hand, it is once again frightening how little expertise there is in the media on Taiwanese intelligence architecture and how this ignorance is concealed with painfully clueless presentations. On the subject of Taiwan intelligence I can recommend the excellent chapter by my friend and colleague Jens Rosenke, which he published in the anthology Intelligence Communities and Cultures in Asia and the Middle East: A Comprehensive Reference . But besides the ignorance about the Taiwanese security bureaucracy, this naivety about China's insights is also astonishing: How did Beijing find out about this "Top Secret" affair? What happened there? What did evil Beijing do to get this information? Source: ht