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SASAC, Wang Yong, Berlin und diese ganze Ödnis

Es ist ja alles nur ein Stochern im Nebel... aber dennoch... SASAC (siehe hier: http://www.sasac.gov.cn/n1180/index.html) benennt verschiedene Personen unter „Chairman & Vice Chairman“. An erster Stelle steht Wang Yong. Hm... Auf der SASAC Website steht zu seinen zahlreichen ehrenvollen (ehemaligen und derzeitigen) Funktionen und Aufgaben: „Director-General of the Fifth Bureau for Top Executives of Enterprises of the Organization Department of the Central Committee of CPC.”  Die Datenbank spuckt aus:


Das fünfte Büro, aha… Herr Alexander Eisvogel sprach ja kürzlich von den Chinesen und Renault. Er wird sicherlich wissen, was sich hinter diesem Büro verbirgt und bestimmt können seine Getreuen ad hoc die Querverbindungen zu anderen relevanten Büros aufzeigen * lach *

Wie dem auch sei: Die Rolle von SASAC wird möglicherweise weiterhin unterschätzt. Die dortige SOE-Liste umfasst derzeit 150 Einträge. Zu finden sind allerhand interessante Namen. Ebenso spannend die organisatorische Struktur von SASAC, u.a. das Bureau of Foreign Affairs. Der kleine, aber feine (und teure) Nachrichtendienst aus Paris sieht bei SASAC die wahren Drahtzieher bezüglich Renault. Das wird noch ausführlich zu beweisen sein, aber die  zerknirschten Gesichter der drei bisher genannten Franzosen sprechen Bände. Gut, morgens sehe ich auch so zerschlagen aus, aber das hat andere Gründe.

Es ist und bleibt eben schwierig, die hundertfach verwobenen chinesischen Strukturen zu entwirren und dabei einen Überblick zu bewahren. Das zeigt sich nicht nur in China selbst, sondern auch hier in Europa und in Deutschland. In Berlin gibt es z.B. die Europa-Niederlassung einer theoretisch sehr machtvollen chinesischen Organisation, aber diese ist kaum auf herkömmliche Art und Weise zu finden bzw. verzichtet auf weitere Präsenz. Es existiert keine Website, gerade mal eine Tel.- und Faxnummer, keine öffentliche Email. Im übrigen ist auch das Verwenden der SASAC-Email mit Abenteuern verbunden. Allein nach der Bedeutung dieser Organisation in Berlin müsste es völlig anders aussehen. Und dann kommt die von mir oft beschworene chinesische Diaspora hinzu, die auch höchst indifferent erscheinen kann.... „Tribes still matter“, wie der Economist ganz richtig schreibt.

Leider habe ich von Zeit zu Zeit den Eindruck, dass die hiesigen Horch & Guck-Behörden das alles nicht so recht erkennen oder vor lauter Terrorgefahr dafür kein Auge haben (können). Ich empfehle diesen Leuten mal einen Blick in (Achtung! Herausforderung: englischer Text! * lach *) eine neue Publikation von SIPRI zu werfen, statt immer nur die gleiche langweilige BND-Abschreibe (Wikipedia, angereichert mit ein wenig Berliner Morgenpost, FAZ, LexisNexis-Käse und öden Botschaftsdepeschen) durchzublättern: „New Foreign Policy Actors in China.“ Da wird klar angesprochen, wie sehr die chinesischen Geheimdienste zunehmend Außenpolitik machen.

Offenbar scheinen andere besser zu wissen, wie man welche Personen wo anspricht – oder gar anwirbt. Die spannende chinesische oder nordkoreanische Quelle trifft man nun einmal nicht dort, wo man sie vermutet. Dafür werden Leute angeworben und speziell ausgebildet – völlig egal, welcher Staatsangehörigkeit. Ich hatte es bereits im Zusammenhang mit SDU hier im Blog angesprochen, aber es will ja keiner auf mich hören... * lach * US-Geheimdienste sehen das pragmatisch – auch wenn ihre Stellenausschreibungen stets die US-Staatsangehörigkeit voraussetzen. Ich zitiere mal ohne weiteren Kommentar aus einem Dokument, in dem es um die entsprechende Schulung von Nicht-Amerikanern geht. Da steht u.a.:

For foreign military students or, where applicable, civilian students assigned from a foreign country’s Ministry of Defense, or equivalent, or from selected international organizations approved for such training by the Under Secretary of Defense for Intelligence (USD(I)) in accordance with the procedures covered by the Director, Defense Security Cooperation Agency (DSCA) in accordance with DoD 5105.38-M, “Security Assistance Management Manual” (Reference (k))

blabla

In a foreign country by a U.S. Mobile Training Team or liaison element blabla  Non-U.S. persons receive I&CI training only when it supports U.S. national security objectives

Blabla

Preparing non-U.S. persons to cope with threats to their respective country, to include counterdrug activities as authorized under current U.S. counternarcotics legislative authority…”

Was das bedeutet, ist ganz klar. Aber ich bin von den Chinesen abgekommen... Darauf einen guten grünen Tee.



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