In Zeiten gehobener TV-Dokumentation, ausführlicher Nachrichten und werbefreier politischer Diskussionsrunden (Achtung: Ironie) zeigt man natürlich kaum Interesse an profanen Dingen wie: Reichtum, Polygamie, Intrigen usw.
In diesem Stil wollte ich eigentlich fortfahren, aber permanente Ironie überfordert meine intellektuellen Kapazitäten und daher komme ich gleich in gewohnter Deutlichkeit zum Thema: Die derzeitigen Geschehnisse um Stanley Ho, seiner weitverzeigten Familie sowie das Thema Casinos in Macau lassen mich und andere aufhorchen. In der SZ vom 27.01.2011 war ein Artikel dazu unter dem Titel „Ein König gibt auf“ zu lesen (S. 18). Und am 28.01.2011 konnte man bei Spiegel Online unter dem Titel „Asiens Casino-König schlägt seine letzte Schlacht“ ähnliche Schilderungen zu Stanley Ho lesen.
Zunächst für Neueinsteiger: http://en.wikipedia.org/wiki/Stanley_Ho
Erstaunlich finde ich bei beiden Artikeln die mangelnde Tiefe in der Berichterstattung und das Rumgekratze an der bekannten Oberfläche von Stanley Ho. In der SZ wird kein einziges Wort zu seinen vermuteten Kontakten zur OK, den Triaden und zu Nordkorea verloren. Spiegel Online schreibt wenigstens diesen einen Satz: „Er soll gute Beziehungen zu den Machthabern in Peking haben.“ Und weiter unten: „Er soll gute Beziehungen zu Diktator Kim Jong Il pflegen blabla Amerikanische Justizbehörden blabla er habe Kontakte zur OK blabla beweisen konnten die Ermittler ihren Verdacht nie.“ Insgesamt also fünf kurze Sätze dazu.
Eigentlich darf man den Autoren nicht böse sein, denn es ist vermutlich nicht so spannend für die Leserschaft der SZ oder von Spiegel Online, sich damit auseinander zu setzen. Für die Leute, die es aber interessiert, ist es unerquicklich.
Stanley Ho... Ich finde es natürlich auch bewundernswert, so viele Frauen zeitgleich haben und diesen Spass auch finanzieren zu können. Und sicher muss man einen gewissen furchterregenden Ruf haben, wenn man (wie bereits am 14.08.2006 geschehen) unter dem Arbeitstitel „China’s Proliferation To North Korea And Iran, And Its Role In Addressing The Nuclear And Missile Situations In Both Nations” in einem „Hearing Before The U.S.-China Economic And Security Review Commission, One Hundred Ninth Congress (Second Session)” thematisiert wird. Dort sagt Dr. Asher (Institute for Defense Analyses in Alexandria) u.a. folgendes:
“Of course, Macau is infamously associated with gangsters and money laundering, et cetera, and the largest casino operator in Macau is a man named Stanley Ho, who has been a partner of Kim Jong Il in a casino in Pyongyang, North Korea. What this man's relationship is to the casino industry right now in North Korea--I don't know that there is much of one. I'm not sure. I think he pulled out for some reason. I think the Chinese authorities actually put some pressure on him to pull out. But there's been a lot of rumors for years about his relationship with North Korea's presence in Macau. I can't really comment on that. I don't know the facts, but just in terms of leverage, his daughter, Pansy Ho, is trying to enter a partnership with MGM to build a huge casino. Actually the casino is being built right now. The licensing of that casino is something that can be used as leverage to apply, to encourage that the Macau authorities uphold much higher standards….”
Man möge einmal hier vorbei schauen: Suite C, 7th Floor, World Trade Centre 918, Avenida da Amizade, Macau, und sich nach Stanley und Pansy und dem ganzen Clan erkundigen * lach * Dort sitzen nämlich welche, die sich da ganz gut auskennen. Eine kleine, aber feine Firma, die sich u.a. auf Machenschaften im Dunstkreis von Casinos spezialisiert hat. Ich unterstelle weiterhin, dass sich keiner der Autoren der beiden o.g. Artikel sich einmal den ausführlichen, 74seitigen „Special Report“ einer bestimmten US-Behörde zu Gemüte geführt haben wird. Da geht es u.a. konkret um die Verwicklungen mit den Triaden in Macau. An erster Stelle sind demnach wohl 14Kund Sun Yee On zu nennen. In dem Bericht wird auch explizit eine Person der Triaden genannt, über welche Kontakte nach Nordkorea laufen sollen.
Und in einem anderen lesenswerten, kanadischen Bericht aus dem Jahre 2003 wird geschrieben: „The Kung Lok triad was founded in Toronto by Lau Wing Kui and has approximately 450 members in Canada as well as a number of connections in the United States. According to a March 2000 article in the Manila Standard, the […] has identified Stanley Ho, a Macau gambling tycoon active in Canada and linked to several illegal activities, as having links to Kung Lok.“
Wie unwichtig das alles aber angesichts der großen Politik wird, kann man hier lesen: „On April 14, 2009, Mr. Dominque Bussereau, the French Minister for Transport, conferred to Ms. Pansy Ho the honor of Chevalier de l’Ordre National du Merite for her contributions in facilitating French-Sino trade and cultural exchanges. Ms. Ho is currently the Chairperson of the French Macao Business Association in promotion of commercial collaborations, and was actively involved in the “Year of France in China” celebrations in Macau. She is also known as a devotee of French arts and traditions.”
Und natürlich kann man sich die ganz gerührt aus der Wäsche schauenden Beteiligten auch ansehen, wenn man möchte: http://consulfrance-hongkong.org/france_hongkong/spip.php?article2964
So geht das eben: Während sich bei den lieben befreundeten Geheimdienste die Dossiers stapeln, trinkt man anderswo Schampus und verleiht sich Orden. Das Geschäft geht vor. Ich könnte noch weitere Details aufzählen und aus spannenden Untersuchungen zitieren, die sich u.a. mit den Verwicklungen der Triaden und den chinesischen Geheimdiensten befassen, aber ich verweise lieber erneut auf einen kleinen, netten, derzeit im Lektorat befindlichen Text, den ich gemeinsam mit Jens Rosenke verfasst habe. Wir beschäftigen uns dort mit der militärischen und geheimdienstlichen Kooperation Chinas und Nordkoreas (Stand: Sommer 2010) und dort wird Stanley Ho auch seine Erwähnung finden.
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