Dienstag, 25. Januar 2011

China Intelligence Information Systems, Inc.

Li Kunwu, das ist der Chef von China Intelligence Information Systems, Inc. (im Besitz von Beijing Power Unique Technology Co., Ltd), hatte kürzlich stolz verkündet, dass er einen neuen Auftrag an Land ziehen konnte. Dabei geht es um das Hochspannungsnetz im Süden Chinas, wenn ich das richtig interpretiere. Das ist wohl schon der zweite Kunde in dieser Ecke. In erster Linie sollen große Datenmengen virtualisiert und Backups realisiert werden (Kann man da vielleicht eine verbesserte Version von Stuxnet zum Einsatz bringen?).

Interessant finde ich, dass BPUT nicht sonderlich auskunftsfreudig ist. Ich wollte nämlich wissen, von welcher weiteren Regierungsbehörde die Rede sei, mit der man laut einer weiteren Pressemeldung kooperieren würde. Bei der Virtualisierung von großen Datenmengen im Zusammenhang mit Behörden in China denke ich als notorischer Paranoiker nämlich zuerst an Geheimdienste und ähnliches. Mag meine Schwäche sein, aber ich kann damit leben...  Also, in dieser Pressemeldung geht um eine andere Firma und dort hat Li Kunwu auch etwas zu sagen. Ich muss mich konzentrieren, sonst verliere ich den Überblick (ich bräuchte auch so eine teure Virtualisierungssoftware...): Jinan Yinquan Technology. Die sind im Besitz von China VoIP and Digital Telecom (CVDT). Und dort sitzt also wieder Li Kunwu und bastelt nun etwas für eine Regierungsstelle, die seismische Messungen vornimmt. Womöglich auch Auswirkungen nordkoreanischer Nukleartests...?

Gestern nacht blicke ich noch mal auf den entsprechenden Newsfeed und siehe da: Li Kunwu haut schon wieder eine Pressemeldung raus und verkündet nun stolz seine Zusammenarbeit mit dem Binzhou Public Security Büro. Da werde ich natürlich hellhörig! Ok, es soll offiziell um die Virtualisierung von Daten zu Verkehrströmen gehen, aber ich kann nicht glauben, dass das alles ist. So etwas bedeutet häufig: Kontrolle dieser Ströme und Identifizierung ihrer Teilnehmer. Die Büros der Public Security in China haben eine ganz große Schnittstelle zu den Geheimdiensten, aber auch in den Bereich, der sich mit Beobachtung der Opposition befasst. Das mag alles weit hergeholt klingen, aber es gibt in China keine Kooperation mit Sicherheitsbehörden, ohne eine gehörige Portion Kontrolle, Überwachung, Datenbankprofile usw. Die Terrorbekämpfung – was immer das in China sein mag – läuft u.a. auch über diese Büros. Man könnte jetzt also weiter gehen und recherchieren, welche westlichen Partner Li Kunwu hat.Überhaupt ist das eine spannende Sache: Die chinesische Privatwirtschaft, ihre Kundendaten und der Zugriff der Sicherheitsbehörden auf diese Daten. Stichwort Jack Ma, den ich als bekannt voraussetzen darf. Der Economist fragte kürzlich zu ganz zu recht: "What will he do with this information?" - es ging hier um die Frage, wie und für was die chinesische Mittelschicht ihr Geld verheizt.

Die CIA hat übrigens im November 2010 eine interessante Darstellung zum Student Information System (SIS) gemacht. Dabei geht es mehr oder weniger um Denunziation im Umfeld der Universitäten, ihrer Studenten und Lehrkräfte. Bemerkenswert und hoffnungsvoll finde ich die erstaunliche Offenheit, mit der das SIS in China diskutiert wird – durchaus kritisch und ablehnend. Wünschenswert wäre nun eine Analyse des SIS im Ausland. Das wäre nützlich, um hier und dort dieses System besser verstehen und natürlich auch, um perspektivisch Personen anwerben zu können.

Ich unterstelle der hiesigen Spionageabwehr, dass sie selbstverständlich dazu ihre Quellen in der großen chinesischen Studentencommunity führt und dazu auch über entsprechend jugendliches und geschultes Personal verfügt * laut lach *