Donnerstag, 5. Januar 2012

Das ganze Elend reloaded...

Ach ja, man sitzt herum und führt sich wieder einmal ein Quantum Trost zu Gemüte. Jedesmal denke ich: Warum haben die mich nicht als Berater angeheuert? Warum passieren da immer wieder so simple Fehler, die nicht sein müssten? So fragt dort z. B. James Bond irgendwo in Sibirien eine verschüchterte Dame, ob sie beim kanadischen Geheimdienst arbeiten würde, was er eigentlich ohnehin schon weiss. Der Fehler? Kanada hat keinen Auslandsgeheimdienst. Ok, ich will nicht so penibel sein und den Dienst es selbst erklären lassen: "CSIS has liaison offices in some countries. Liaison officers are involved in the exchange of security intelligence information which concerns threats to the security of Canada." So stehts auf der Website. Darunter könnte vielleicht diese Dame fallen, aber im Kontext des Films ist das unwahrscheinlich. In Russland...

Ach Russland...Rheinmetall wird dort ein Trainingszentrum aufbauen, dort können dann ab 2014 jedes Jahr in Mulino 30.000 Soldaten schön üben, wie es geht. Das erinnert mich an die gute alte Zeit, also die vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals hatte die Reichswehr so ein paar unzulässige Dinge mit Russland laufen. Aber das ist ja lange her und die jungen Leute werden das nicht mehr wissen. Rheinmetall wird das gemeinsam mit JSCoOboronservis machen. Fein.

Und die Chinesen? Die dürfen auf den Seychellen etwas basteln, natürlich gehts nur gegen die bösen Piraten. UNODC hat übrigens etwas zum Schmuggel von Migranten auf hoher See publiziert. Und auf den Seychellen ging es nun ganz schnell. Liang Guanglie war freundlich und wohl mit einem fetten Scheck gewunken.

Und die anderen? Südkorea hat US-Technik geklaut?  Das schöne ALQ-200 K Radar! Ist ja wirklich eine Frechheit! Was das gekostet hat!! Und jede Menge mehr. Kim Min-seok sagt aber ganz deutlich: "The reports are based either on false rumors or wrong facts!" Übrigens: meine Lieblings-intelligence-Disziplin ist RUMINT: Rumour Intelligence. Nicht zu unterschätzen, dafür gabs in finsteren Zeiten mal die Todesstrafe.

So könnte man endlos weiterschreiben... Beispielsweise über neue Ideen bei den Israelis, nämlich die Umstrukturierung diverser Spezialeinheiten in eine neue, gemeinsame Einheit. Nach allem, was ich dazu weiss, würde diese Einheit - nach alter, israelischer Tradition - auch jenseits der Landesgrenzen operieren. Vielleicht auch hierzulande? Was solls, wer genau hinschaut, kann auf den Faktor Mensch setzen und eventuell eine "Firma" oder ein "Büro" vor der eigenen Haustür, in der eigenen Stadt finden und sich so dieses und jenes zusammenkombinieren...

Kim Jong Un und die Zukunft

Wer Interesse am Thema haben sollte, kann hier lesen:

http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/dr_seltsam_in_pjongjang_1.14068281.html

Der Originaltext war etwas länger und natürlich noch informativer... Aber 6000 Zeichen sind eben 6000 Zeichen.

Dienstag, 3. Januar 2012

Prevent reloaded

Ich erwähne es gerne nochmal vorab: Die einzige Firma, die meinen Fragebogen, den ich im Rahmen meiner Dissertation zu privaten Geheimdiensten verschickt hatte, ausführlich beantwortet und umgehend zurückgeschickt hatte, war Prevent. Diese ist seit geraumer Zeit Geschichte. Jetzt gibt es RETEGO.

Bereits der erste Blick auf die Website ist enttäuschend: Seit Wochen läuft dort unter dem News-Ticker eine einzige „Neuigkeit“ und die lautet: „Kurios: Wer betrogen wird, dem droht auch noch Haft…“. Man kann das anklicken und landet dann in einer Bleiwüste, die kein Mensch lesen will. Der Informationsgehalt ist irrelevant, beispielsweise heisst es dort: „Viele wissen überhaupt nicht mit wem sie ihre Geschäfte machen. Wer hat dort tatsächlich das Sagen, kommt das Unternehmen seinen Verpflichtungen nach und wer sind die wahren wirtschaftlich Berechtigten. Wichtig ist auch, welche Reputation das Unternehmen hat und ob Verbindungen zu dubiosen Personen und Organisationen bestehen.“ Aha. Oder verstehe ich das falsch? Ist das ein Ratespiel: Wo fehlt das Komma? Geht es hier um die Firmengeschichte von Prevent? Ach, da finde ich auch eine alte Bekannte wieder: „Wenn dann der Staatsanwalt klingelt, ist das kein Höflichkeitsbesuch, wie Hildegard Becker-Toussaint ausführte.“ Diese Dame wird das wissen müssen, aber ich finde es…befremdlich, dass eine ehemalige Vertreterin dieser Zunft das so drohend und düster orakelnd von sich gibt. Von ihr stammt wohl auch die Formulierung „Wir beachten immer geltende Gesetze und Vorschriften“, zu finden unter dem Punkt „Streng nach Recht und Ordnung“.

Wie gesagt: Die Website ist nicht einladend. Über der Bleiwüste sieht man ein Foto von drei Hauptplayern von RETEGO, mehr oder weniger alte Bekannte. Jedoch: Ganz links der Herr neigt den Kopf, als würde er schlecht hören. Die Dame in der Mitte guckt von oben herab, sie weiss es offenbar besser als alle anderen. Und rechts der Mensch scheint hinter dem Tisch zu versinken, dabei einen zerknirschten Gesichtsausdruck machend. Ist die Rolle, die ihm zugedacht ist, nicht genehm?




Unterhalb der Bleiwüste kommt ein seltsames Menü:



Spätestens hier weiß der Betrachter, dass er es mit RETEGO und nichts anderem zu tun hat. Die einzelnen Links führen zu weiteren Bleiwüsten. Diese sind jedoch aufschlussreich. Mein Favorit ist „RETEGO gibt Ratschläge in Brüssel“. Dort sieht man zunächst auf einem Foto die alten Bekannten und Spezis zusammen hocken. Ehrwürdige Gestalten oder auch aktive und einflussreiche Funktionäre, die für die Geschäftsanbahnung sicher von Vorteil sind. Geschmackvoll auch die Formulierung: „Lassen Sie sich nicht verarschen - jeder Geschäftspartner gehört durchleuchtet - es ist nicht nur Ihr Geld, es geht um Ihren Ruf als seriöses Unternehmen und damit um nicht weniger als die Existenz!“ Weiter unten in der Bleiwüste fehlt ein Punkt usw. Ich habe auch das Zählen der Untermenüs aufgegeben.

Aaaarrrggghhh: Lasst mich diese Website gestalten – und bezahlt mich anständig! - , aber nehmt das vom Netz! Wie soll ich eine Firma ernst nehmen, die von FCPA, UK-Bribery-Act, OECD Anti-Bribery-Convention reden will, aber dann so etwas verzapft:





Irgendwo steht: „Die Spezialisten von RETEGO greifen auf das Wissen, die Methoden und spezielle Software zurück die auch von spezialisierten Strafverfolgungsbehörden angewandt werden und höchsten Ansprüchen genügen.“ Hier fehlt auch ein Komma…

Und: Spezielle Software? Ich nehme einfach eine Open Source Software und dann produziere ich auch so schöne Netzwerke, um Manager einzuschüchtern. Diese „spezielle Software“ – deutsche Sicherheitsfirmen nehmen gerne teure Produkte von i2 oder Paterva – kann man wunderbar in Rechnung stellen und sie sieht eindrucksvoll aus. Aber sie nutzt nichts, wenn man sie nicht richtig interpretieren kann.

Auch diese hoffnungslos veralteten Ankündigungen sind ermüdend. Was interessiert es heute einen Kunden, ob RETEGO im März 2011 an einer Veranstaltung teilnehmen wird??

Fazit: Der gesamte Auftritt von RETEGO vermittelt den Eindruck einer gehörigen Profilneurose! Keine seriöse und professionelle Sicherheitsfirma verbreitet derart viele und schlechte, nicht informative Fotos ihrer Geschäftsführer. Es ist ein objektiver Mangel an Professionalität, den diese Website vermittelt. Eine gescheiterte Firma wie Prevent kann natürlich eine neue Chance bekommen, aber dies ist hier nicht gelungen. Da wirkt es nur lächerlich und angeberisch, wenn unvermittelt von „Senator Peter Wiedemann“ die Rede ist. Schweigen will ich von Sinn und Unsinn dieser Titelverleihung für die Mitglieder eines „Europäischen Wirtschaftssenats“.