Dienstag, 3. Januar 2012

Prevent reloaded

Ich erwähne es gerne nochmal vorab: Die einzige Firma, die meinen Fragebogen, den ich im Rahmen meiner Dissertation zu privaten Geheimdiensten verschickt hatte, ausführlich beantwortet und umgehend zurückgeschickt hatte, war Prevent. Diese ist seit geraumer Zeit Geschichte. Jetzt gibt es RETEGO.

Bereits der erste Blick auf die Website ist enttäuschend: Seit Wochen läuft dort unter dem News-Ticker eine einzige „Neuigkeit“ und die lautet: „Kurios: Wer betrogen wird, dem droht auch noch Haft…“. Man kann das anklicken und landet dann in einer Bleiwüste, die kein Mensch lesen will. Der Informationsgehalt ist irrelevant, beispielsweise heisst es dort: „Viele wissen überhaupt nicht mit wem sie ihre Geschäfte machen. Wer hat dort tatsächlich das Sagen, kommt das Unternehmen seinen Verpflichtungen nach und wer sind die wahren wirtschaftlich Berechtigten. Wichtig ist auch, welche Reputation das Unternehmen hat und ob Verbindungen zu dubiosen Personen und Organisationen bestehen.“ Aha. Oder verstehe ich das falsch? Ist das ein Ratespiel: Wo fehlt das Komma? Geht es hier um die Firmengeschichte von Prevent? Ach, da finde ich auch eine alte Bekannte wieder: „Wenn dann der Staatsanwalt klingelt, ist das kein Höflichkeitsbesuch, wie Hildegard Becker-Toussaint ausführte.“ Diese Dame wird das wissen müssen, aber ich finde es…befremdlich, dass eine ehemalige Vertreterin dieser Zunft das so drohend und düster orakelnd von sich gibt. Von ihr stammt wohl auch die Formulierung „Wir beachten immer geltende Gesetze und Vorschriften“, zu finden unter dem Punkt „Streng nach Recht und Ordnung“.

Wie gesagt: Die Website ist nicht einladend. Über der Bleiwüste sieht man ein Foto von drei Hauptplayern von RETEGO, mehr oder weniger alte Bekannte. Jedoch: Ganz links der Herr neigt den Kopf, als würde er schlecht hören. Die Dame in der Mitte guckt von oben herab, sie weiss es offenbar besser als alle anderen. Und rechts der Mensch scheint hinter dem Tisch zu versinken, dabei einen zerknirschten Gesichtsausdruck machend. Ist die Rolle, die ihm zugedacht ist, nicht genehm?




Unterhalb der Bleiwüste kommt ein seltsames Menü:



Spätestens hier weiß der Betrachter, dass er es mit RETEGO und nichts anderem zu tun hat. Die einzelnen Links führen zu weiteren Bleiwüsten. Diese sind jedoch aufschlussreich. Mein Favorit ist „RETEGO gibt Ratschläge in Brüssel“. Dort sieht man zunächst auf einem Foto die alten Bekannten und Spezis zusammen hocken. Ehrwürdige Gestalten oder auch aktive und einflussreiche Funktionäre, die für die Geschäftsanbahnung sicher von Vorteil sind. Geschmackvoll auch die Formulierung: „Lassen Sie sich nicht verarschen - jeder Geschäftspartner gehört durchleuchtet - es ist nicht nur Ihr Geld, es geht um Ihren Ruf als seriöses Unternehmen und damit um nicht weniger als die Existenz!“ Weiter unten in der Bleiwüste fehlt ein Punkt usw. Ich habe auch das Zählen der Untermenüs aufgegeben.

Aaaarrrggghhh: Lasst mich diese Website gestalten – und bezahlt mich anständig! - , aber nehmt das vom Netz! Wie soll ich eine Firma ernst nehmen, die von FCPA, UK-Bribery-Act, OECD Anti-Bribery-Convention reden will, aber dann so etwas verzapft:





Irgendwo steht: „Die Spezialisten von RETEGO greifen auf das Wissen, die Methoden und spezielle Software zurück die auch von spezialisierten Strafverfolgungsbehörden angewandt werden und höchsten Ansprüchen genügen.“ Hier fehlt auch ein Komma…

Und: Spezielle Software? Ich nehme einfach eine Open Source Software und dann produziere ich auch so schöne Netzwerke, um Manager einzuschüchtern. Diese „spezielle Software“ – deutsche Sicherheitsfirmen nehmen gerne teure Produkte von i2 oder Paterva – kann man wunderbar in Rechnung stellen und sie sieht eindrucksvoll aus. Aber sie nutzt nichts, wenn man sie nicht richtig interpretieren kann.

Auch diese hoffnungslos veralteten Ankündigungen sind ermüdend. Was interessiert es heute einen Kunden, ob RETEGO im März 2011 an einer Veranstaltung teilnehmen wird??

Fazit: Der gesamte Auftritt von RETEGO vermittelt den Eindruck einer gehörigen Profilneurose! Keine seriöse und professionelle Sicherheitsfirma verbreitet derart viele und schlechte, nicht informative Fotos ihrer Geschäftsführer. Es ist ein objektiver Mangel an Professionalität, den diese Website vermittelt. Eine gescheiterte Firma wie Prevent kann natürlich eine neue Chance bekommen, aber dies ist hier nicht gelungen. Da wirkt es nur lächerlich und angeberisch, wenn unvermittelt von „Senator Peter Wiedemann“ die Rede ist. Schweigen will ich von Sinn und Unsinn dieser Titelverleihung für die Mitglieder eines „Europäischen Wirtschaftssenats“.