Freitag, 21. Januar 2011

Chinese Intelligence

Mipix U., Hanksang und Chainlong - alle drei Chinesen sind vom indischen SSB verhaftet worden. Sie sollen Spione sein. Die Entwicklungen in Indien und China, was Spionage angeht, sind interessant. Das ist sozusagen ein Labor für chinesische Spionage, in dem Indien an der besten Abwehrstrategie experimentiert. Daraus lassen sich auch Schlüsse für Europa ziehen. Ich denke da an bestimmte grosse chinesische Firmen, die auch in Deutschland eine Niederlassung haben - und in Indien. Solche Firmen können unter Umständen als Basen betrachtet werden, von denen aus operiert wird. Das sind ganz spannende Methoden, allerdings alles recht nebulös. "The rules [in China] are not always transparent", so stand es kürzlich im von mir immer wieder gerne zitierten Economist. Und diese Intransparenz setzt sich im Gespräch mit chinesischen Funktionsträgern fort, das ist zumindest mein bescheidener Eindruck. Das zu verstehen, betrachte ich als eine komplexe Aufgabe, die mindestens von einem Verständnis chinesischer Geschichte ausgehen muss. Mir wurde das wieder einmal frappierend klar, als ich vom Besuch von knapp zwanzig ehemaligen taiwanesischen Geheimdienstlern in der Zhejiang Provinz, also in der Volksrepublik China, erfuhr. Das war so eine historische Butterfahrt, mehr oder weniger. Auf ihrer Reise gab es angeblich keinerlei Zwischenfälle. Ok, seit Ma Ying-jeou scheint das insgesamt besser zu laufen, aber man stelle sich vor: Ehemalige BNDler besuchen die DDR. * lach *

Bei meinen einsamen Spaziergängen und fahrradgestützten Aufklärungsoperationen nahe der chinesischen Botschaft erheitert mich stets diese friedlich-nebulöse Mischung: Chinesen gehen einsam an der Spree spazieren, später sieht man sie mit dubios erscheinenden Europäern auf einer Bank murmeln. Dieses Gemurmel kann man im übertragenen Sinne auch woanders beobachten: Man beschaffe (* lach *) sich im Internet Teilnehmerlisten von Wirtschaftsveranstaltungen. Geeignet sind Meetings, die nicht allzu hochrangig oder publikumswirksam sind. Besonders lustig finde ich übrigens derzeit jene, die in Hong Kong stattfinden. Und dann erkennt man wieder, wie locker die Chinesen mit Leuten umgehen, die sie offiziell vielleicht ablehnen. Und schnell wird auch klar, wieso Sanktionen gegen z.B. Nordkorea ohnehin für die Katz, zumindest aber sehr, sehr schwierig sind. Da gibt es ja bestimmte Gebäude in Hong Kong, aber ich habe es leider immer noch nicht geschafft, ein paar relevante Überwachungskameras mit offenem Interface zu finden. Aber das dürfte eine Frage der Zeit sein...

Zurück in Berlin: Spassig ist besonders eine Seitentür der chinesischen Botschaft, denn dort fahren besonders gerne Autos vor, um hastig heraneilende Bürokraten usw. aufzunehmen oder abzuladen. Überhaupt ist diese ganze Ecke spannend, die umliegenden Gebäude, Dächer usw., aber dazu später. Vorher setze ich mich noch mit einem Kaffee dort in das gläserne Wachhäuschen und lasse SSIDer laufen...