Dienstag, 12. Oktober 2010

Porsche und die Wirtschaftsspionage

In der Süddeutschen Zeitung  vom 11.10.2010 steht u.a., dass "Facebook, Ebay oder Xing" für Porsche-Mitarbeiter tabu wären.
Hm.
Die Aussage wird hier deutlicher: "...während der Arbeitszeit verboten." Dies geschähe aus Angst vor Wirtschaftsspionage.

Schön und gut,aber was nutzt das? Weiter unten im Text steht: "Rund ein Viertel der knapp 13 000 Porsche-Mitarbeiter weltweit pflegen Kontakte (blabla - d.A.) über (blabla - d.A.) soziale Netzwerke."
Verstehe ich das richtig: Wirtschaftsspione spionieren während der Arbeitszeit und da dürfen sich die Porsche Mitarbeiter ja nicht bei Facebook oder Xing tummeln? Erst nach der Arbeitszeit. Das erscheint mir irgendwie unsinnig: Es ist doch völlig egal, ob ein Mitarbeiter während oder nach der Arbeitszeit seine Daten bei  Xing einspeist. Einem bösen Geheimdienst ist das wurscht. Ich habe mal eben bei Xing nachgesehen und siehe da: Dort wimmelt es nur so von Fotos von Mitarbeitern, Angaben zu ihrem Job bei Porsche, auch in sensiblen Bereichen sowie den üblichen Angaben.

Der Sicherheitschef von Porsche, Rainer Benne, ist aber nicht dabei. Trotzdem kann ich im Netz ein Foto von ihm finden, auf dem er skeptisch so leicht schräg seitlich guckt.Und die Angabe, dass er bis 1998 bei der Kriminalpolizei in Hannover war. Facebook gibts aber erst seit 2004 und das wird das Problem bei vielen privaten und staatlichen Sicherheitschefs sein.

Klein ist spannender

Über die großen Geheimdienste wird jeden Tag irgend etwas gepostet, manchmal ist es unbekannt, aber war zu erwarten. Meistens ist es bekannt oder Unfug oder extrem historisch. Ich finde die spärlichen Informationen über kleine Agenturen und eher unbekannte Organisationen wesentlich spannender. In diesen Bereichen zu weiteren Details zu kommen, stellt häufig eine gewisse Herausforderung dar.

Interessant finde ich z.B. den Hinweis, dass in Sri Lanka ein neuer Geheimdienst mit dem einfallsreichen Namen "National Intelligence Service" (NIS) aufgebaut werden soll. Kontrolliert werden soll er vom Verteidigungsministerium. Der Präsident des Landes, Mahinda Rajapaksa, der diese Neugründung angeordnet hat, ist praktischerweise auch der Chef im Verteidigungsministerium. Und sein Bruder, Gothabaya Rajapaksa, dortiger Staatssekretär. Es bleibt also in der Familie.

Apropos Familie: Auch eine andere Familie, nämlich jene in Nordkorea, hat gute Kontakte nach Sri Lanka, gerade im Bereich der Geheimdienste. Aber auch Vertreter westlicher Staaten wie z.B. Kanada sind gerne in Sri Lanka gesehen. Das dient dem Kampf gegen den Terrorismus und davon ist die Welt offenbar übervoll.

Das Problem bei kleinen Geheimdiensten und ihren rätselhaften Strukturen ist die Zeit: Man braucht viel davon, um sich zu vertiefen und um die Infos in einen Zusammenhang zu bringen. Sri Lanka bietet viele Ansatzpunkte. Man kann z.B. Details aus Transportlisten entnehmen: Welches Schiff lief welchen Hafen an, was macht der Eigner aus Sri Lanka da und dort? Oder wer steht auf welchen Terrorlisten, obwohl er doch gestern noch hier oder dort gesehen wurde usw. Sinnvoll ist auch der Blick in ältere Unterlagen, die nicht im Internet zu finden sind usw....

Man könnte also viele spannende Sachen recherchieren, wenn man nur die Zeit hätte. In fast jedem Land tut sich etwas und es gibt eine hohe Fluktuation von Personal.