Donnerstag, 25. April 2013

Die "taktische Analyse" des Innenministers Friedrich

Im Interview mit Spiegel Online wird Innenminister Friedrich gefragt:

"Drohen in Deutschland Anschläge wie in Boston"

Seine Antwort lautet:

" Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Wir versuchen, mit einer taktischen Analyse möglichen Tätern immer ein Stück voraus zu sein"

(Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/friedrich-plant-mehr-mittel-fuer-videoueberwachung-a-896273.html, abgerufen am 25.04.2013).

Hm....*grübel*... Es stimmt natürlich: Eine hundertprozentige Sicherheit, vor was auch immer, kann es nie geben. Aber was soll eine "taktische Analyse" sein? Gibt man diesen Begriff bei Google ein, dann werden dort zig Resultate zur "taktischen Analyse" von Fussballspielen ausgespuckt. Und ich befürchte fast, dass dort dieser wohlklingende Begriff auch hingehört.

Um überhaupt eine Analyse durchführen zu können, bedarf es mehr. Die deutschen Sicherheitsbehörden sind weiterhin - das vermitteln zumindest alle ihre Publikationen und Websites - streng am klassischen intelligence cycle, kombiniert mit dem braven, deutschen Dienstrecht, orientiert. Dazu kommt eine Prise Software, teuer eingekauft, und schöne bunte Netzwerke, deren Interpretation dann offenbar der Maschine überlassen wird. Das hat nichts mit Analyse zu tun und es wäre dringend notwendig, sich der internationalen, lebhaften Debatte über neue Wege der Analyse anzuschliessen. Das permanente Festhalten an den alten Methoden kann schwerwiegende Folgen haben, der Dogmatismus - hier die Beschaffung der Infos, dort die Auswertung - , all das ist schon lange nicht mehr zeitgemäß! Wie oft hört man bei Tagungen den Begriff des Netzwerkes, aber was für Konsequenzen hat man daraus gezogen?

Ein Netzwerk ist dynamisch, seine dicksten Knoten müssen nicht unbedingt die bösesten Jungs sein, im Gegenteil. Eine Behörde sollte eine ähnliche Dynamik versuchen, um den Gegner bekämpfen zu können. Das erfordert neue Strukturen bei den Teams, von mir aus auch Arbeitsgruppenkompetenzzentrum oder sonstwie genannt. Wurde dem Innenminister je von Outside-In Thinking berichtet? Von Key Assumption Check? Von Structured Self-Critique - ohne umgehend folgender Disziplinierung und Zurechtstutzung? Structured Brainstorming? Ich denke eher nicht.

Diese durchaus fruchtbaren Debatten gehen an Deutschland vorbei, dabei gebe es hierzulande ein grosses Potenzial. Man müsste es nur als Chance begreifen und die vorhandenen Möglichkeiten nutzen.

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